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Herleshausen_Hainertor 11a

District In der Mitte von ...

Standort Denkmal / Kunstwerk
Sehenswürdigkeiten
Denkmal / Kunstwerk
Museum im Ärztehaus
Dr. Hans-Peter Marsch
Hainertor 11
37293 Herleshausen
Fax: 004956546448

Schlüsselwörter





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Herleshausen - Hainertor 11 a


Modern Leben um 1900

Dieser Eintrag wird im Zuge des Projektes Fachwerk in Herleshausen eingestellt. Hier geht es darum, die Geschichte der Bewohner und der Baukultur darzustellen und mit einem allgemeinen Fachwerk-Thema zu untermauern. In diesem Fall des Ärztehauses Hainteror 11 und 11a ist es der Blick in die Moderne um 1900. Dem modern umgebautem Fachwerkhaus sieht man das Fachwerk nicht mehr an. Es spiegelt den Zeitgeist wider. Das Thema beschäftigte die Menschen nicht nur, es trieb sie um und vor sich her. Auch die Familie Marsch ließ sich auf die Moderne ein, wohl auch, weil Berta Marsch eine moderne Frau ihrer Zeit war.

Um 1895 kaufte deren Ehemann, Dr. med. Emil Marsch (1869 – 1945), das Haus Nr. 11 (re.) in der Straße Hainertor in Herleshausen von Apotheker Theodor von Jeß. Die Praxis wurde zuerst dort eingerichtet, 1904 zog man in das umgebaut Haus Nr. 11a. Ehefrau Bertha Marsch (1873 – 1956) unterstützte ihren Mann in der Praxis, kümmerte sich um die drei Kinder und war Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins des Deutschen Roten Kreuzes. Sie symbolisierte die moderne Frau des jungen 20. Jahrhunderts, engagierte sich sozial und fuhr als erste Frau in Herleshausen mit dem Fahrrad. Ihr Mann besaß 1904 das erste Automobil der Umgebung.

Mit dem Wartburg-Wagen von den Dixi-Werken in Eisenach fuhr er zu den Hausbesuchen. In der Kirchenchronik Oberellen ist vermerkt, dass ein Pferd vor dem geparkten Auto gescheut habe und aus seinem Gespann heraus in den Wagen gesprungen sei. Das zweite Pferd sei dann samt Pferdewagen, Auto und tierischem Insassen durchgegangen.

Emil Marsch praktizierte bis zu seinem Tod im Jahr 1945. Fünf Jahre später übernahm Dr. med. Erich Marsch (1903 – 1976) die Praxis, nachdem er aus der Gefangenschaft kam. Mit Ehefrau Ilse und vier Kindern gelang auch ihnen der Neuanfang. Im Jahr 1973 wurden die Patienten an den damals 30-jährigen Dr. med. Hans-Peter Marsch übergeben. Einige Patienten waren bereits von Großvater und Vater behandelt worden. Hans-Peter Marsch hat neben Krankengeschichten auch viele Alltags-Gegenstände wie Geburtskoffer, Bauernapotheke und Dokumente gesammelt. Aus der eigenen

Dr. H.-P. MarschFamiliengeschichte sind Instrumente, Inventar und Literatur vorhanden. Mit Dr. H.-P. Marsch endet die Ära der Landarztfamilie Marsch in Herleshausen. Im Museum „Im Ärztehaus“ lässt er die stillen Zeitzeugen (1) aber weiterhin über das Leben im Südringgau erzählen.

Fachwerk Hainertor 11 und 11 a


Um 1780 wurde Haus Nr. 11 erbaut. An den Eckständern sind Dreiviertelstreben, in der Mitte zusammenlaufende (= konvergierende) Fußstreben verbaut. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Haus um einen „Kniestock“ erhöht und die Raumhöhe vergrößert. Jahrzehntelang war die gesamte Fassade verputzt.

Haintertor 11 aDas Haus Nr. 11 a wurde um 1900 von einer Fellscheune zum modernen Wohnhaus mit zentraler Warmluftheizung, Veranden, Balkon, Wintergarten und farbigen Fenster-Einfassungen umgebaut. Windfang, „Zwerchhaus“ (zwerch = quer zum First) und das Glas der Sprossenfenster machen es zu einem Unikat.

 

Biedermeiergarten im Jahr 2018Im Biedermeiergarten (2) hinter dem Haus umspielen Blumen, Efeu, Hecken und Rosenbögen die Gartenarchitektur aus Grottensteinen. Erhalten blieben die Werkzeuge zur Bewirtschaftung des Gartens. Er spiegelt immer noch das besondere Lebensgefühl dieser Familie wider.

Modernisierung


Was in den Städten schon vollzogen war, kam zwischen 1880 und 1930 in den ländlichen Regionen an: die Modernisierung. Zu einer Zeit, als der Massivbau den Fachwerkbau ablöste, erregte das die Gemüter der Menschen und spaltete die Gesellschaft. Modern bedeutete, einen Lebensstil zu zeigen, der neben Wohnungen mit hohen Räumen, Zentralheizung und anderem Komfort auch die eigene „Urbanisierung“ (Verstädterung) ausdrückte. Eine Zeit, in der der „Fachwerk-Historismus“ als Gegenbewegung die Baukultur prägte.

 

Museum im Ärztehaus


Jedes Bild eine LebensgeschichteIm ehemaligen Ärztehaus, Hainertor 11, richtet Dr. Hans-Peter Marsch dieser Tage ein kleines, aber sehr feines Museum ein. Hier wird die Geschichte des Südringgaus erzählt, Gegenstände aus dem alltäglichen Leben und der Medizin, Personen und persönliches präsentiert und erklärt. Über Jahrzehnte wurden besondere Dinge aufbewahrt, die sonst keine Beachtung mehr fanden, jetzt sind sie interessanter denn je.

In diesem Haus praktizierten: Dr. med. Adolf Meyer (1891 – 1894), Dr. med. Emil Marsch (1905 – 1945), Dr. med. Reinhard Feistkorn (1948 – 1950), Dr. med. Erich Marsch (1950 – 1973), Dr. med. Hans-Peter Marsch (1973 – heute).

Das Museum wird ganz sicher zum 1000-Jährigen Dorfjubiläum Herleshausen geöffent sein und vielleicht auch schon etwas früher.

Es war nicht immer Ärztehaus, sondern...

von 1923 – 1929 eine Zweigstelle der Kreissparkasse Eschwege.
von 1932 – 1933 diente es als Erholungsheim für jüdische Ferienkinder unter der Leitung von Rosel Rosenthal, geb. Wolf.
danach vermietete es Dr. Emil Marsch an eine Fam. Landefeld.
1938 erwarb die Herleshäuserin Marie Hartmann das Haus für den Betrag 5.250,-- Mark und eröffnete dort ein Textilwarengeschäft, das das Ehepaar Heinz und Marie Hartmann bis zum 31. 07. 1969 führte.
Der Sohn Karl-Heinz vermietete das Haus an Frau Anja Virnau, die dort ein Blumengeschäft einrichtete.
Am 07. 06. 1995 kaufte Dr. Hans-Peter Marsch das Haus und baute es zu einem Wohn- und Geschäftshaus aus. Nach Auszug des Blumengeschäftes eröffnete der Apotheker Dr. Michael Neitzel 2006 ein Sanitätsgeschäft , das später von der Apothekerin Sandra Hoffmann weitergeführt wurde, bis zum 30. 06. 2018.
Die 1. Etage wurde ab 01. 01. 2006 von der Diakonie-Station Eschwege Land aus Datterode als Schwesternstützpunkt für die Großgemeinde Herleshausen errichtet. Danach richtete Dr. H.-P. Marsch eine historische Doktorstube aus der Zeit um 1900 mit vielen Objekten der örtlichen Ärzteschaft ein, um die Medizingeschichte Herleshausen für nachfolgende Generationen zu dokumentieren.