Q
Qwapp
QWAPP - Die Apps für mich
QWAPP District -
die App für deine Stadt

Übernachtung (2)

Essen und Trinken (2)

Auto & Motorrad (1)

Hessischer Hof

District In der Mitte von ...

Standort Denkmal / Kunstwerk
Sehenswürdigkeiten
Denkmal / Kunstwerk
Verein gegründet
Torstraße
99830 Treffurt

Moritz von Hessen-Kassel

Schlüsselwörter





Zum Standort in der App

Hessicher Hof


Als sich die Vertreter dreier Mächte im 14. Jahrhundert zur Ganerbschaft entschlossen, residierten sie gemeinsam auf Burg Normannstein. Im frühen 16. Jahrhundert verließen die Amtsmänner die Burg und ließen Wohn- und Amtshöfe unterhalb derselben bauen, samt Scheunen, Ställen, Backstuben, Weinpressen und Gesindehäusern. Der als Drachenkopf bezeichnete Platz wurde eine Stadt in der Stadt. Er ist bis heute ein bedeutender geschichtsträchtiger Ort geblieben.

Der Hessische Hof ist ein Teil davon. Er ist einer der drei Amtshöfe und wurde vermutlich in der Spätrenaissance um 1600 erbaut. Unbestätigten Aussagen nach könnte das Gebäude bereits kurz nach dem Bauernkrieg, also um 1530 erbaut worden sein. Eine dendrochronologische Untersuchung könnte hier Gewisseheit liefern.

Um 1610 wurde der Hessische Hof erstmals als Amtshof des hessischen Amtsmannes von Treffurt erwähnt. Die Stadt war seit 1336 als Ganerbeschaft Treffurt im Besitz von Kursachsen, Kurmainz und Hessen-Kassel. Im 18. Jahrhundert übernahm Kurmainz allein die Hoheitsrechte. 1736 verlor das Haus seinen Status als Amtssitz und wurde 1864 mit dem Normannstein an den Gutsbesitzer Gustav Döring vom Greifenstein verkauft. Bis 1928 war der Hessische Hof ein Gutshof; Restaurierungen fanden 1894 und 1910 statt. Damals stand dieses Gebäude bereits unter Denkmalschutz.
Als die Landwirtschaft 1928 aufgegeben wurde, ersteigerte die Stadt den Hof für 235.000 Reichsmark. Das Herrenhaus diente als Wohnhaus, die restlichen Gutsgebäude pachtete bis 1942 ein örtlicher Schafhalter. In den 1970er Jahren wurden die Neben- und Wirtschaftsgebäude abgerissen, nur das Haupthaus und ein dreigeschossiger Fachwerkbau mit einem Natursteingewölbekeller blieben erhalten. Es wurde in den 1990er Jahren an zwei Privatpersonen verkauft und steht seitdem leer. 1995 und 2014 wurden Sicherungsarbeiten im Dachbereich und an der Fassade ausgeführt. Heute gehört es der Stadt Treffurt.

Hausherr Moritz von Hessen-Kassel


Europaweit war der Hessische Hof von Bedeutung, denn sein berühmtester Eigentümer und Bewohner war Moritz von Hessen-Kassel. Er erbte die Herrschaftsgebiete seines Vaters Wilhelm IV. von Hessen-Kassel, zu denen auch der Amtssitz in Treffurt zählte. Unter der Herrschaft von Moritz stieg Kassel im deutschsprachigen Europa zu einem internationalen Zentrum für Bildung und Kunst auf. "Aber alles überragt die anderen, die sich durch Exzellenz ausgezeichnet haben, nicht nur in der Musik, sondern in allem, was man sich von einem guten Fürsten wünscht, der noch bebende Moritz Landgraf von Hessen.", schrieb Henry Peacham in seinem 1622 erschienen Werk "The Compleat Gentleman", denn für ihn war Moritz von Hessen-Kassel "der Erste unter Gleichen" und Herrscher eines Kleinstaates im Herzen des deutschsprachigen Europas.

Moritz von Hessen Kassel hatte besondere Begabungen, die sich auch in der Architektur seiner Besitztümer ausdrückten. Handzeichnung von Moritz von Hessen-KasselEine Handzeichnung des Hessischen Hofes, die er selbst angefertigt haben soll, zeigt beispielsweise den seinerzeit modernen Doppelerker am Gebäude.

Der gesamte Verwaltungskomplex, der von Mainzer, Sachsen und Hessen gebaut wurde, galt in Europa als einzigartig. Als "Drachenkopf" wurde er bekannt. Diese Ganerbschaft hat also eine einzigartige Architektur hinterlassen. Als sich die Vertreter dreier Mächte im 14. Jahrhundert zur Ganerbschaft entschlossen, residierten sie gemeinsam auf Burg Normannstein. Im frühen 16. Jahrhundert verließen die Amtsmänner die Burg und ließen Wohn- und Amtshöfe unterhalb derselben bauen, samt Scheunen, Ställen, Backstuben, Weinpressen und Gesindehäusern. Der Drachenkopf wurde eine Stadt in der Stadt. Er ist bis heute ein bedeutender geschichtsträchtiger Platz.

Zukunft des Hessischen Hofes


Die Zukunft des Hessischen Hofes ist zurzeit noch ungewiss. Das Fachwerkhaus, dessen Bild in den 1920er Jahren sogar den Geldschein des 50-Pfennig Notgeldes zierte und dort den Hinweis gab: "ehemaliges Amtshaus bis 1736", brachte den Eigentümern weniger Geld ein, als es kostete. Die Gemeinde Treffurt kaufte das Gebäude im Jahr 1928 für 235.000 Reichsmark und baute es zu kleinen Wohneinheiten aus. Damals wurden im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss viele bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Charakter des Hauses veränderten. 1990 wurde es aufgegeben und war vom Verfall bedroht.

Eine private Initiative kaufte und begann das Haus Anfang der 1990er Jahre zu sanieren. Aber das Vorhaben war zu groß und scheiterte. Mit dem Hintergedanken, diesen "Schandfleck" endlich los zu werden, wurden später Hohlpfannenziegel und das Treppenhaus an der Nordfassade mutwillig zerstört. Der Verfall schritt dadurch noch schneller voran. Dennoch stellte der Denkmalschutz im Jahr 2013 fest, das hier noch nicht alles verloren war. Für das Gebäude ein sinnvolles Nutzungskonzept zu entwickeln und Investoren zu finden, ist mühsam und bedarf viele Mitstreiter. Die Stadt Treffurt hat es erworben, zudem steht es nicht mehr unter Denkmalschutz. Ende 2014 wurden Notsicherungsmaßnahmen vorgenommen.

Seit einiger Zeit interessiert sich auch die Stiftung SAVE Europe's Heritage für dieses Gebäude. Vor allem die Geschichte ist es, die sie auf den Plan gerufen hat. Jetzt werden die Substanz und verschiedenen Nutzungen geprüft. Die Stiftungspartner aus England, darunter Edward Morton, Architekt von Morton Partnership, einem renommierten Büro für Bauingenieure und Spezialisten für historische Gebäude, sagte nach einem Besuch im Jahr 2016, dass "der Hessische Hof seiner Meinung nach von keiner schlechten strukturellen Verfassung sei. Er könne effektiv saniert werden, dabei könnte man 80 bis 90 Prozent der Struktur beibehalten, wenn nicht sogar mehr." Sein abschließendes Urteil war, dass das Gebäude von europäischer Bedeutung sei, es könne und müsse gerettet werden.

Nunmehr hat die Stadt Treffurt in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte aus Fulda, der Stiftung Trias aus Hattingen, der Bürogemeinschaft StadtStrategen aus Weimar, dem Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, SAVE Europe's Heritage, dem Bürgermeister, weiteren Bürgervertretern und Bürgern der Stadt Treffurt und des Umkreises eine Aktionsgruppe gegründet. Vielleicht ist das der Startschuss zum letzten Versuch, das Gebäude vor dem Abriss zu bewahren. Es wird noch mindestens ein Jahr gesichert werden, bis ein kluges und weitsichtiges Urteil über den Hessischen Hof gefällt werden kann.